Es steht im Angesicht der inzwischen die Vorherrschaft im Handel mit Aktien ausübenden Algorithmen und Robotern doch völlig außer Frage, dass hochrangige Regierungsvertreter wie US-Präsident Donald Trump zuvor bereits wissen, welche Meldungen in Sachen Handelspolitik oder Geopolitik ans Licht der Öffentlichkeit dringen werden.

Denn schließlich sind diese Personen für die jeweilige Nachrichtenlage in der Welt mit verantwortlich. Dies gilt unter anderem auch für die kürzlich erfolgte Tötung des iranischen Generalmajors Kassem Soleimani.

Ersuchen an SEC abgegeben, um offizielle Ermittlungen einleiten zu lassen

Die demokratische Senatorin Elizabeth Warren und der demokratische Senator Chris van Holden haben zu Wochenbeginn einen gemeinsamen Brief  an die Börsenaufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission (SEC) verfasst, in dem die SEC darum ersucht wird, eine offizielle Ermittlung einzuleiten.

Im Hinblick auf diese einzuleitende Ermittlung soll sich alles um die Frage drehe

ob es im Angesicht des durch die US-Regierung am 2. Januar ausgeführten Angriffs, in deren Zuge es zur gezielten Tötung des iranischen Generalmajors Kassem Soleimani gekommen ist, zu illegalen Handelsaktivitäten unter Rüstungsaktien und damit in Verbindung stehenden Rohstoffen gekommen ist.“

 

Was treiben die Mitarbeiter der Aufsichtbehörde den lieben langen Tag?

Nochmals sei aus meiner Sicht an dieser Stelle die Frage eingeworfen, warum hochrangige Politiker des US-Senats eine Aufsichtsbehörde wie die SEC überhaupt zu solchen Ermittlungen anregen oder öffentlich auffordern müssen?!

Schließlich ist es doch ureigenste Aufgabe der SEC, illegalen Handelsaktivitäten an den Aktienmärkten auf eigene Faust nachzugehen, was in der Realität allerdings nur recht selten oder überhaupt nicht geschieht.

Selbst bei der Bank of Canada hatte man sich zum Ende des letzten Jahres hin mit der Ausarbeitung einer Studie beschäftigt, die Resultate zeitigen sollte, auf welche Weise sich die Twitter-Botschaften von US-Präsident Trump auf die Kursentwicklung an den Aktienmärkten auswirkt.

Den bei der SEC arbeitenden Beamten scheinen derlei Bestrebungen einfach nicht in den Sinn kommen zu wollen, weshalb sich die Frage stellt, was die Mitarbeiter der Behörde den ganzen Tag lang umtreibt.

   

    

Trump soll vor Angriff eine Militäroperation angekündigt haben

Der gemeinsam verfasste Brief von Warren und van Holden drängt neben der SEC auch die CFTC zur Einleitung einer formellen Untersuchung. Grund sei, dass US-Präsident Trump Gästen auf dessen Anwesen in Mar-a-Lago kurz vor dem Angriff auf Soleimani erzählt habe, dass es in Kürze zu einer Militäraktion im Mittleren Osten kommen werde.

Warren und van Holden nahmen in ihrem gemeinsamen Brief unter anderem Bezug auf einen Bericht des Daily Beast, in dem detailliert ausgeführt wurde, dass drei in dem Bericht nicht namentlich genannte Personen, die in Mar-a-Lago anwesend waren, gehört haben wollen, wie sich Donald Trump mit anderen Gästen über eine bevorstehende Militäroperation unterhalten habe. In dem Brief an die Aufsichtsbehörden heißt es hierzu wie folgt:

„In jenen fünf Tagen, die dem Angriff auf Irans wichtigsten Militärführer vorausgingen, durchwanderte Donald Trump die Hallen von Mar-a-Lago, seinem Privatresort in Florida, um in diesem Zuge Hinweise unter engen Vertrauten und Club-Mitgliedern zu streuen, dass eine Aktion von großem Ausmaß bevorstehen würde…Trump begann in diesem Zuge damit, Freunden und Geschäftspartnern zu erzählen, dass er an einer gegen das iranische Regime gerichteten Antwort von großer Tragweite arbeite. Über diese Maßnahme würde man schon bald überall lesen und hören können. Der US-Präsident ließ hierbei die spezifische Erwähnung fallen, dass er in engem Kontakt mit seinen Top-Beratern der Nationalen Sicherheit und seinen ranghöchsten Militärberatern stünde, um über Maßnahmen in Bezug auf eine aggressive Operation zu beratschlagen, die schon in Kürze erfolgen könnte.“

In dem Brief von Warren und van Holden heißt es weiter, dass den zu jenem Zeitpunkt als Gäste in Mar-a-Lago befindlichen Personen vertrauliche und geheime Informationen zugespielt worden sein könnten, die sich kursbeeinflussend an den Aktienmärkten ausgewirkt haben.

Hierbei handele es sich in erster Linie um den Handel mit diversen Rüstungsaktien und/oder strategischen Rohstoffen. Vor der Verkündung der Militäroperation am 2. Januar 2020 und dem 3. Januar 2020 kletterte die Aktie des Rüstungskonzerns Northrop Grumman um mehr als fünf Prozent. Die Aktie von Lockheed Martin legte in diesem Zeitraum um 3,6 % zu.

Zusätzlich schossen die Rohölpreise in Reaktion auf den amerikanischen Angriff mit Tötungsfolge um mehr als vier Prozent in die Höhe, während auch der Goldpreis deutlich zulegen konnte.

"Was heißt das für mich konkret!?“

Konkret heißt das, dass jene, die in den obersten Etagen der Macht sitzen, sich offensichtlich an keine Gesetze zu halten brauchen beziehungsweise dem Glauben aufzusitzen scheinen, wie „Könige“ von diesen Gesetzen ausgenommen zu sein.

Dass der Insiderhandel weltweit immense Ausmaße annimmt, hatte ich vor Kurzem erst in US-Strafverfolgungsbehörden vor Sprengung eines globalen Insiderhandelsnetzwerks thematisiert.

Dass jedoch ein US-Präsident, der einst mit dem Slogan angetreten war, „den Sumpf in Washington“ trockenlegen zu wollen, derart unverblümt Einfluss auf Kursbewegungen an den Börsen und Aktienmärkten nimmt, ohne sich hierfür auch nur im geringsten zu schämen, geschweige denn verantworten zu müssen, deutet darauf hin, dass Donald Trump selbst Teil des Washingtoner Sumpfes ist.

Lassen Sie sich bitte nicht durch Rhetorik und immerwährende Versprechungen aufs Glatteis führen, um die Augen davor zu verschließen, was doch offensichtlich ist.

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